6/15/2014

"Kind, du brauchst doch eine richtige Ausbildung.."



Diesen Satz höre ich in der letzten Zeit immer öfter, wenn ich mit meiner Familie - zumindest einem Teil davon - über meine Leidenschaft und den Spaß spreche, die mir mein "selbstgemachter Nebenjob" bereitet. Wenn wir darüber sprechen, dass es ganz gut läuft, ich tolle Menschen und Tiere kennenlerne, dann sind alle stolz auf mich, hören mir gespannt zu, unterstützen mich. Aber sobald ich anklingen lasse, dass ich mir vorstellen könnte, das ganze beruflich zu machen, dann sagen die meisten erstmal gar nichts mehr. Tier- und Kinderfotografin als Beruf ? Ohne etwas gelernt zu haben? Geht das  denn? 
Im Prinzip geht das, klar. Gerade in der Tierfotografie sind viele Selbstständige unterwegs, die nicht die typische Fotografenausbildung hinter sich gebracht haben. Warum auch? Ein Tier in Szene zu setzen lernt man dort sicher nicht. Und auch nicht, wie man mit kleinen, mukschigen Kindern umgeht. Natürlich bekäme man viel technisches Know How mit auf den Weg, sicher auch viel wissenswertes. Aber muss ich wissen, wie man das perfekte Bewerbungsfoto schießt, wenn ich zwischen galoppierenden Pferden auf der Weide hocke? Muss ich jede Menge theoretische Details auswendig lernen, um mit einem Foto den Charakter eines Tieres einzufangen? Kommt das nicht eher aus dem Bauch, aus dem eigenen Empfinden, der eigenen Kreativität? 

"Du warst schon immer die Kreative von uns. War doch klar, dass du mal sowas wirst!" 


Natürlich gibt es auch viele, die mir sagen, dass "Fotografin" der perfekte Beruf für mich ist. Gerade Freundinnen von mir sind begeistert von dem was ich tue und pflichten mir bei, ich solle es doch auf jeden Fall mal versuchen. Auch mein Freund ist dieser Meinung. "Tu, was dich glücklich macht.". Dieser Meinung sind aber nicht alle. Anderen geht es vielmehr darum, einen vernünftigen Beruf zu lernen, zu studieren, zu tun was einem später ein geregeltes und hohes Einkommen verschafft. Ich selber bin mir gar nicht mehr so sicher, worauf es eigentlich ankommt. 

Das große Geld - oder das große Glück? 

Vor gar nicht so langer Zeit, sagen wir mal, vor einem Jahr, da wäre ich eine von denen gewesen, die sagt: Eine vernünftige Ausbildung ist das wichtigste. Als ich mir damals meinen Studienplatz ausgesucht habe, da habe ich mich nicht umsonst entschieden, Lehrerin zu werden. Ich arbeite gern mit Kindern, kann mich sowohl für Literatur als auch für Philosophie begeistern, klar. Aber was mir auch nicht unwichtig war, waren der sichere Job, das hohe Einkommen und die Verbeamtung als Lehrerin. Wenn man einmal Lehrerin ist, dann ist man doch auch der sicheren Seite. Sicherheit war mir zu dieser Zeit sehr wichtig - und sie ist es Heute noch. Aber heute stelle ich mir immer öfter die Frage, ob es nicht genauso wichtig ist, dass einem der Job Spaß macht. Dass man in seinem Job aufgeht, eine Leidenschaft entwickelt, die einen vergessen lässt, dass man gerade eigentlich arbeitet. "Do what you love - and you´ll never have to work a day in life again" - diesen Spruch habe ich mir auf Leinwand gezogen und in mein Studio gehängt. 
Dennoch bin ich mir bewusst, dass in der heutigen Zeit leider nichts ohne Geld funktioniert. Ein gutes und geregeltes Einkommen kann einem das Leben um einiges erleichtern. Ich weiß, dass die Selbstständigkeit hart ist und ich weiß, dass man daran kläglich scheitern kann. Aber kann man glücklich werden, wenn man es nichtmal versucht hat? 



Einmal in die Zukunft und zurück, bitte! 

Am liebsten würde ich, zumindest in Sachen berufliche Zukunft und Ausbildung, einmal kurz in die Zukunft linsen, und sehen, was aus mir wird. Nur um zu wissen, ob alles gut geht. 
Auch wenn ich mir in einigen privaten Dingen schon sehr sicher bin, wo meine Reise einmal hingehen wird, fände ich es total interessant, einen Blick zu riskieren. Aber wer fände das das nicht? 

Jedenfalls brummt mir wegen einigen Dingen momentan ziemlich der Kopf und ich mache mir viele Gedanken. Fest steht für mich jedenfalls, dass ich meinen Bachelor machen werde. Egal, ob es mir gerade Spaß macht, oder eben nicht ganz so viel. Was dann kommt, das wird die Zeit hoffentlich zeigen. 

Wie seht ihr das ? Habt ihr ähnliche Probleme ? Würdet ihr nicht auch manchmal gern einen Blick in Eure Zukunft werfen können ? 

1 Kommentar:

  1. Das kenne ich nur zu gut! Fotografiere selber unheimlich gerne, mache Musik und spiele Theater. Aber das sind alles brotlose Jobs, und je älter ich werde, desto weniger weiß ich, was mich später glücklicher macht - Geld und Sicherheit, oder meine Leidenschaften?
    Toller Blogpost, diese Gedanken hatten sicherlich viele Leute mal!
    :) Lg, http://bjeljazz.blogspot.de/

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